Fotografen entdecken für sich die Forster Industriekultur
Die Entwicklung der Stadt Forst (Lausitz) zu einem Zentrum der deutschen Textilindustrie im vergangenen Jahrhundert prägte auch die Architektur in der Stadt maßgeblich. Viele Industrieobjekte zeugen noch heute von dieser Zeit, in der man Forst (L.) als das „Manchester des Ostens“ bezeichnete. Im Laufe der Jahrzehnte verwandelten sich die ehemaligen Industrieobjekte in zum Teil mystische oder verwunschen wirkende Orte.
Die Interessengemeinschaft Industriekultur überlegte sich, wie man ausgewählte stadtbildprägende Gebäude über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und sichtbar machen kann. Zu den „2. Forster IndustrieFotoTagen“ am zweiten Juli-Wochenende trafen sich nun erneut Fotografen und Models, die zwei Tage lang fünf dieser Objekte mit Leben füllten. Individuelle Handschriften der Teilnehmer, die u.a. aus Cottbus, Königs Wusterhausen, Guben oder Forst anreisten, setzten dabei alte Industriekultur neu in Szene.
Finanziert wurde das Projekt aus einem Preisgeld, den die Interessengemeinschaft im vergangenen im Rahmen der City-Offensive der IHK Cottbus gewann.
Da zeitgleich auch der Tag der offenen Tür in der Tuchfabrik Sauer stattfand (im Rahmen der Forster ModeTage), öffnete Eigentümer Sven Diestelow den Fotografen und Models seine Räumlichkeiten. So entstanden zwischen Stoffballen, historischen Kleiderständern oder auf dem Dachboden faszinierende Motive mit Mode aus der untergegangenen DDR. Interkulturell wurde es durch die Beteiligung der polnischen Gemeinschaft sowie von iranischen und afghanischen Mitbürgern, die ihre traditionellen farbenprächtigen Trachten trugen.
Neben der Tuchfabrik Sauer in der Heinrich-Werner-Straße wurde auch die Wartehalle im Forster Bahnhof, das kleine Türmchen im Bahnhofsgebäude, das Außengelände der Forster Stadteisenbahn sowie die ehemaligen Textilfabrik Pürschel von den Fotografen erobert.
In der Kulisse des ehemaligen Pürschel-Fabrik wurde es düster. In den verfallenen Räumen wurde das Thema Gothic – eine Subkultur, die aus dem Punk und New Wave hervorgegangen ist – künstlerisch umgesetzt. Ganz anders auf dem Gelände der Forster Stadteisenbahn, hier stand die viktorianische Mode im Blickpunkt.
Insgesamt 13 Fotografen folgten der Einladung der Veranstalter und nutzten die Gelegenheit, an sonst nicht zugänglichen Orten kreativ zu werden. Sie hatten die Auswahl aus 33 Models, die zwar keine Profis waren, sich jedoch professionell in die gewünschten Posen stellten.
„Ich finde es spannend, in den alten Kulissen mit vorgegebenen Themen zu arbeiten“, sagt Lars, der aus Königs Wusterhausen mit seinem Model angereist war. Der Funke zu den anderen Fotografen sprang sofort über. Man tauschte sich aus und fachsimpelte.
Zufrieden war auch Dirk Ruhbach, einer der Mit-Organisatoren: „Ich fand es viel entspannter als im vergangenen Jahr, trotz größerer Beteiligung in diesem Jahr.“
Schon jetzt gibt es bei den Organisatoren Überlegungen für eine Neuauflage im nächsten Jahr. „Zwei Themenvorschläge haben wir schon. Wir haben auch schon überlegt, welche Objekte sich dafür anbieten. Mal sehen, was daraus wird!“, sagt Dirk Ruhbach. Was genau geplant ist, darüber hüllen sich die Organisatoren noch in Schweigen.